Weltfrieden schaffen, wie schwer kann das schon sein? Dieses Semester überraschte uns unser Professor mit einer ganz besonderen Aufgabe. Für die Produktion „Credo“ der Künstlergruppe „Die Redner“ sollten wir uns eine Werbestrategie überlegen. Das Ziel der Aufführung? 90 Minuten Weltfrieden schaffen. Na dann los.
Unser Kurs war natürlich erst einmal komplett platt. Weltfrieden? 90 Minuten lang? Durch eine Künstlerproduktion? Oder durch die Werbestrategie für eine Künstlerproduktion? Das kann ja heiter werden.
Erster Schritt: Ideen sammeln.
Als ersten Schritt sollte jeder der Kursteilnehmer sich 50 Ideen überlegen, wie man Weltfrieden erreichen kann. Die Aufgabenstellung stieß auf eine Mischung zwischen Ungläubigkeit und Trotz, ist Weltfrieden doch nun nicht das erste, was einem bei einer Werbestrategie in den Sinn kommt. 50 Ideen zu einem Schokoriegel wären vermutlich schwer genug, aber 50 Wege zum Weltfrieden? Half alles nichts. Nachdem uns unser Professor versicherte, dass es sich nur um Ideen handeln sollte und keine ausgearbeiteten Konzepte, und dass diese Ideen auch noch völlig kindisch und abgedreht sein durften, ließen wir unserer Kreativität freien Lauf.
Ideen variierten dabei stark in Aufwand, Ausführbarkeit und sogar Plausibilität. Von Weltfrieden durch Alienbedrohung bis hin zu Weltfrieden durch mehr Toleranz war alles vertreten, welches dieser beiden Extreme wahrscheinlicher ist, sei an dieser Stelle offen gelassen. Nach dem Sammeln von 50 Ideen wurde ausgesiebt, die besten, stärksten und aussagekräftigsten Ideen wurden gesammelt und behalten, der Rest wurde ins Archiv verlagert, um sich zu gegebenem Zeitpunkt darüber lustig zu machen, was man doch für merkwürdige Einfälle zum Thema Weltfrieden hatte.
Die übrigen Ideen wurden weiterverfolgt, wir machten uns Gedanken über Konzept, Gestaltung, Möglichkeiten zur Ausführungen und Ähnliches. Es wurde weiter ausgesiebt, so dass man weniger Ideen hatte, auf die man sich aber stärker konzentrieren konnte. Am Ende gab es bei mir von 50 anfänglichen Ideen noch eine, die ich weiter verfolgen wollte.
Idee Nr. 7: Der Knopf
So simpel, so stark. Jeder sucht ihn, keiner hat ihn bisher gefunden. Der Knopf, der Weltfrieden schafft. Vielleicht liegt er irgendwo bei jemandem auf dem Dachboden? An dieser Grundidee knüpfte ich an und entwickelte ein Werbekonzept, das die gewünschten (aber nicht verpflichtenden) Kriterien der Redner erfüllen sollte. Wenn es über die Veranstaltung hinaus laufen könnte wäre das ganz nett, und nicht viel kosten sollte es, man ist ja Künstlergruppe, die haben, wie jedermann weiß, ja eh kein Geld. Über soziale Netzwerke verbreiten wäre super, so dass die Sache zu einem Selbstläufer wird. Zusammengefasst: Geplante Viralität zum kleinen Preis, das, was heute jeder will. Wie passt der Knopf da rein?
Ich will Frieden!
Eine simple Website, die jeder bedienen kann. Ein großer Knopf mit klarer Aufschrift. Ich will Frieden steht darauf geschrieben. Und eine Zahl, die anzeigt, wie oft sich Menschen bereits Frieden gewünscht haben, wie oft Menschen bereits auf den Knopf gedrückt haben. Leicht mitzumachen, leicht zu teilen und eine klare Botschaft. Die Website vereint alle Wünsche, die die Redner an ihre neue Werbestrategie gestellt haben. Außerdem können die Redner auf Knopfdruck einstellen, ob auf der Seite ein Link zu ihrer neuen Produktion ist, so dass sich interessierte Menschen mehr Infos über das Projekt beschaffen können und es somit an Bekanntheit gewinnt.
Die erste Verbreitung erfolgt durch durchsichtige Aufkleber mit der Aufschrift „Möchten Sie Weltfrieden?“ und dem Link zur Website (entspricht nicht der aktuellen, tatsächlichen URL), zusammen mit dem Knopf. Die leichte Bedienung der Website lädt zum Mitmachen ein, bei der Präsentation der Strategie in unserem Kurs waren viele am Handy damit beschäftigt, ihren Wunsch nach Frieden zum Ausdruck zu bringen. Zum Zeitpunkt dieses Artikels sind es über 7000 Wünsche für den Frieden, und die Zahl steigt weiter an. Die Redner können sich entscheiden, ob sie die Zahl an etwas koppeln möchten, oder ob sie Leuten, die sich besonders oft den Frieden wünschen anbieten, für den Frieden zu spenden oder sonstige gute Taten, die sie vollbringen können, anbieten möchten. Ich für den Moment freue mich über das gelungene Konzept und bin froh, dass ich mir nicht überlegen musste, wie ich die Waffenlobby hypnotisieren muss.
Link zur Produktion der Redner: http://www.die-redner.com/index.php?id=339
Link zu „Der Knopf“: http://peace.sni.pw:3001/